„Iphone-Nutzer zahlen gerne“
Von Bernd Kling am 14. August 2009

Axel-Springer-Hochhaus in Berlin
Es geht wieder einmal gegen das kostenlose Internet, das „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann einen „verfluchten Geburtsfehler“ nannte. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kündigt Döpfner an, den Kampf zunächst mit Inhalten für Smartphones aufzunehmen, die es von den Springer-Publikationen in Zukunft nur noch gegen Bares gebe. Die sollen ab Herbst „quasi abonniert“ werden als welt.mobil, bild.mobil oder computerbild.mobil.
Alles, was auf’s Smartphone kommt, werde es auf Dauer nur noch gegen Gebühr geben. „Wir werden den Markt nicht über Nacht verändern, aber die Zahlungsbereitschaft ist gerade bei Mobilfunkkunden, insbesondere bei Besitzern des iPhones, groß. Weit über die Hälfte der Zugriffe auf unsere Mobilangebote kommt übrigens über das iPhone.“
„Das Handy ist die Zeitung der Zukunft“
Wunschdenken eines Konzernchefs? Das bei Iphone-Nutzern so locker sitzende Geld soll dahinsterbende Zeitungen retten:
„Das mobile Endgerät, das Handy, kann am ehesten die Zeitung der Zukunft sein. Für das iPhone von Apple entwickeln wir sogenannte Apps, also kostenpflichtige Angebote, über die man dann welt.mobil, bild.mobil oder computerbild.mobil bezahlt und quasi abonniert.“
Wie zuvor US-Medienmogul Rupert Murdoch führt Döpfner SMS-Nachrichten an, für die doch jeder gerne bezahle wie auch für „ein gutes Applet“. (Ja, da steht Applet, was immer er damit meint.)
Einen weiteren Schlag gegen die Kostenlos-Kultur will Springer mit Regionalzeitungen führen: „Wer etwa die Exklusivgeschichte aus der Stadtverordnetensitzung lesen möchte, das Archiv oder den Staumelder nutzen will, muss zahlen.“
„Wie bei GEMA und Musikindustrie“
Weiter mobil macht der Springer-Konzern mit seiner laufenden Kampagne für maßgeschneiderte neue Gesetze nach der kommenden Bundestagswahl. Sie sollen das bewährte und autorenfreundliche Urheberrecht aushebeln mit einer Lizenz zum Rundum-Abkassieren. Döpfner lässt die Katze aus dem Sack und stellt ausgerechnet Musikindustrie und GEMA als Vorbild dar:
„Deswegen treten wir für das gesetzliche Leistungsschutzrecht ein, damit die Verwertung professionell gemachter Inhalte erleichtert wird, wie bei der Verwertungsgesellschaft Gema in der Musikindustrie.“
(bk)
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