Wie unsterblich ist Perry Rhodan?

Von am 18. Juli 2009  

Perry Rhodan 2500Der „Erbe des Universums“ erscheint in der 2500. Folge. Der Roman kommt zugleich kostenlos als E-Book und per App auf das Iphone. Der Jubiläumsband heißt „Projekt Saturn“ – und warum kommt uns die Geschichte nur so bekannt vor?

Serienheld Perry Rhodan ist inzwischen gut 3000 Jahre alt und lebt im Jahr 5050 unserer Zeitrechnung. Um Heft Nummer 2500 zu feiern, gibt es hier das kostenlose E-Book (derzeit nicht erreichbar, Transmitter überlastet?). Unterwegs-Leser bekommen ihre Perry-Hefte ab Ausgabe 2500 auch für Iphone und Ipod Touch. Möglich macht es das Berliner Startup Textunes, das Perry Rhodan über Apples App Store zugänglich macht. Das Unternehmen will die Serie in Zukunft auch für Android-Handys bereitstellen.

Band 2500 gibt es zum „Sonderpreis“ von 0,79 Euro, ab 2501 kosten die „Groschenhefte“ als E-Books jeweils 1,59 Euro. Björn Berenz vom Pabel-Moewig-Verlag will damit neue Zielgruppen erschließen. Wie er erkannt hat, sehen „viele Jugendliche längst das Handy als Universal-Medium für ihre Aktivitäten – dazu passen Science-Fiction-Inhalte wie Perry Rhodan ganz hervorragend.“

Perry Rhodan und ich

In einem früheren Leben vor einer geschätzten Million von Jahren hatte ich ein paar persönliche Erfahrungen mit Perry Rhodan. Ich hatte vielleicht ein Dutzend SF-Romane für die Reihen Terra Astra und Terra Nova geschrieben, als Lektor Günter M. Schelwokat, der diese Reihen und Perry Rhodan betreute, mir ein Exposé des damaligen Perry-Rhodan-Chefschreibers K. H. Scheer zu lesen gab. Mit der Frage, ob ich da vielleicht einsteigen wolle.

Ich erinnere mich dunkel an Scheers wortreiche Beschreibung galaktopolitischer Konflikte und Exposé-Sätze wie „Der Autor schildert in eigener Regie eine Raumschlacht im Sektor Betageuze.“ Nein, war nicht mein Ding.

Schon mehr mein Ding war die von Perry Rhodan abgeleitete Comic-Serie „Perry – unser Mann im All“. Die Comicserie, wie sie von den Perry-Rhodan-Autoren gescriptet wurde, hatte ziemlich gefloppt. So bekam ich, als jüngster Autor und mit Comics aufgewachsen, die Chance und weitgehend freie Hand, die Serie ganz unabhängig von der Romanserie zu gestalten. Das lief ab Nr. 37 (als Vorlage statt Perry Rhodan mein eigener Roman „Medusa im All“) und machte reichlich Spaß, begleitet von einem Pop-artigen Zeichenstil, den das Studio Giolitti in Rom ausführte. Chefzeichner Giolitti zeichnete, um das nebenbei zu erwähnen, auch Star-Trek-Comics für einen US-Verlag.

Perry 37Ich konnte mir bei den Redakteuren Helge Haaser und Lutz Kurowski sogar das Vergnügen gönnen, die damals ausgesprochen militaristischen Inhalte der Perry-Rhodan-Romanserie zu parodieren in der Comic-Folge „Die Millies kommen“.

Ausgabe 43 mit dem Titel „Die Burg der Menschenzüchter“ brachte uns zudem die Ehre eines Indizierungsantrags bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften ein. Damals herrschte hinsichtlich Comics noch eine ähnliche Verbotshysterie wie heute bei „Killerspielen“. Nein, indiziert wurde es dann doch nicht, die Verlagsanwälte waren gut.

Ein ganzes Jahr lang Spaß ohne Ende, dann durften andere Autoren übernehmen. Ich neige zu sehr dazu, immer wieder Neues erproben zu müssen. Lebenslang Perry-Rhodan-Schreiber, das konnte mir jedenfalls nicht passieren.

Zurück zum Saturn

Darf ich gestehen, so ungefähr 2449 der inzwischen 2500 Ausgaben von Perry Rhodan nicht zur Kenntnis genommen zu haben? Aus diesem Grund muss ich mich einer begründeten Meinung zur Perry-Rhodan-Serie und der aktuellen Autorengeneration enthalten. Zu gratulieren ist zur beachtlichen Leistung, nach annähernd 50 Jahren (und einigen tausend fiktiven Lebensjahren von Perry Rhodan) immer noch eine wöchentliche Auflage von 80.000 Exemplaren zu erzielen.

Könnten noch viele Fortsetzungen folgen, solange dieser Held seinen Zellaktivator trägt. Und in ein paar Jahren vielleicht nicht mehr auf Zellulose, sondern ausschließlich in Form von E-Books (ePub-Format, ohne DRM, fortschrittlich). Zur aktuellen Lage im Universum aber kann ich nur der Inhaltsangabe folgen:

Auf der Erde und den zahlreichen Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht in der Galaxis weitestgehend Frieden: Die Sternenreiche arbeiten zusammen daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Die Konflikte der Vergangenheit scheinen verschwunden zu sein.
Vor allem die Liga Freier Terraner, in der Perry Rhodan das Amt eines Terranischen Residenten trägt, hat sich auf Forschung und Wissenschaft konzentriert. Mithilfe uralter Transmitter will man die riesigen Entfernungen zwischen Sonnensystemen und gar Galaxien überwinden.
Zudem hofft man auf einen Technologietransfer aus bisher unbekannten Bereichen. Dazu dient unter anderem die mysteriöse Raumstation, die zwischen den Ringen des Planeten Saturn schwebt. Die besten terranischen Wissenschaftler und Techniker arbeiten daran, dem Artefakt aus tiefster Vergangenheit seine Geheimnisse zu entlocken.
Doch die Menschen sind nicht die Einzigen, die sich für das Objekt interessieren. Auch die Frequenz-Monarchie richtet ihr Augenmerk auf die Station – und es beginnt ein gefährlicher Konflikt um das PROJEKT SATURN …

Warum kommt mir das alles nur so bekannt vor, obwohl ich einige tausend Hefte ausgelassen habe? Klingt echt retro wie 2001 oder noch viel früher. Der Zyklus (das sind immer so ein Packen von 50 oder 100 Heften bei Perry Rhodan) heißt zudem „Stardust“. Schon Band 1 von 2500, erschienen anno 1961, hieß Unternehmen „Stardust“. Fängt das alles wieder von vorne an?

(bk)

Zum Thema im Web:

Textunes

Perrypedia

Abbildungen: Pabel-Moewig

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